Joseph H. Pilates: Der Gründer

Joseph Pilates (1883 – 1967)

Hubertus Joseph Pilates (oft auch Joseph H. „Joe“ Pilates genannt) wurde am 9. Dezember 1883 in Mönchengladbach geboren. Sein Vater Friedrich Pilates, ein begeisterter Turner, vermittelte ihm die Liebe zur Bewegung. Nach einer Lehre zum Bierbrauer, arbeitete Joseph Pilates als Braugehilfe.

Auswanderung nach England

Kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs wanderte Joseph Pilates nach England aus. Im Herbst 1914 wurde er als „feindlicher Ausländer“ interniert und 1915 in das größte britische Internierungslager für Zivilisten verlegt: nach Knockaloe auf der Isle of Man. Joseph Pilates wurde ein wichtiger Akteur der Box-Szene im Lager, hier entwickelte er seine ersten eigenen Gymnastikübungen.

Rückkehr nach Deutschland

1919 kehrte er nach Deutschland zurück und gründete in Gelsenkirchen eine Boxschule. 1922 ließ er seine erste Erfindung patentieren: die „Vorrichtung zur Beseitigung oder Besserung von Bein- und Fußfehlern o. derg.“ Er zog nach Hamburg, wo er Polizisten der Ordnungspolizei in Selbstverteidigung unterrichtete und mit Rehabilitationspatienten arbeitete. Außerdem reichte er einen weiteren Patentantrag ein: Für das „Körperübungsgerät“, ein Trainingsgerät, das unter dem Namen Reformer bis heute beim Pilates-Training verwendet wird.

Auswanderung in die USA

1926 wanderte Joseph Pilates in die Vereinigten Staaten aus. Auf der New Yorker Westside eröffnete er ein Studio für Körperübungen. 40 Jahre lang lebte und arbeitete er in der 8th Avenue 939. Boxer, Tänzerinnen vom Broadway, Schauspielerinnen, Komponisten, Musiker, Schriftstellerinnen und Damen der Gesellschaft frequentierten sein Studio: Sie kamen wegen des effektiven Trainings, das innerhalb weniger Monate den Körper biegsamer und stärker, straffer und schlanker machte. Die Tänzerinnen schätzten seine Fähigkeit, Verletzungen schnell und ohne Operation in den Griff zu bekommen.

Verbreitung seiner Methode

Joseph H. Pilates arbeitete unablässig an der Verbreitung seiner Methode: Er träumte davon, die Menschheit gesünder und glücklicher zu machen. 1945 erschien sein Übungsbuch „Return to Life Through Contrology“. In zahlreichen Briefen wandte sich Joseph Pilates an Ärzte und Politiker, um sie über die Wirksamkeit seiner Methode zu informieren – erhalten ist beispielsweise sein Briefwechsel mit Mitarbeitern von Präsident John F. Kennedy.

Das typische Outfit von Joseph H. Pilates

Joseph Pilates war ein Exzentriker. Er trug weder im Studio noch beim täglichen Jogging mehr als eine Badehose. Obwohl ihm Gesundheit so wichtig war, rauchte er Zigaretten und Zigarren. Von Zeit zu Zeit wurde er ausfällig gegenüber Klienten, die seine Übungen nicht so ausführten, wie er es erwartete. Dennoch liebten die meisten Klienten Joseph Pilates und sein Studio, viele blieben ihm jahrzehntelang treu. Das lag neben der Effektivität seiner Methode auch an seiner dritten Frau Clara, die er bei der Überfahrt nach New York kennengelernt hatte.

Der Durchbruch nach seinem Tod

Am 9. Oktober 1967 starb Joseph Pilates an einem Lungenemphysem. Kurz vor seinem Tod soll er gesagt haben: „I’m 50 years ahead of my time!“ – „Ich bin meiner Zeit 50 Jahre voraus!“ Diese Aussage war erstaunlich zutreffend. Auch wenn sein Name und seine Lebensgeschichte nach wie vor eher unbekannt sind: Die Pilates-Methode hat den weltweiten Durchbruch zweifellos geschafft und so den Lebenstraum ihres Erfinders posthum erfüllt.

Mit freundlicher Genehmigung von Eva Rincke.

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