Mit Pilates Faszien trainieren
Unter dem Stichpunkt „Faszien-Training“ gibt es aktuell diverse Artikel in den Medien. Man könnte fast vermuten, es handele sich um eine neue Trainingsmethode. Das stimmt nicht ganz: Mit Pilates werden die Faszien schon seit Jahren trainiert. Neu ist zu wissen, dass das Bindegewebe sehr viel wichtige Aufgaben erfüllt und es kein Schattendasein mehr führen sollte.
Was für eine grandiose Entwicklung das Bindegewebe hinter sich hat! In den 1980ern fiel das Wort „Bindegewebe“ höchstens bei meinen Kundinnen, wenn sie eine Übung „gegen Celullite“ haben wollten. „Ich habe so ein schlaffes Bindegewebe!“ hieß es schon fast entschuldigend und alle nickten mitfühlend. Also habe ich empfohlen, viel Wasser zu trinken, habe Mini-Trampoline angeschafft – angeblich das „ideale Bindegewebstraining“. Entsprechende Studien haben das natürlich belegt. Wir sind am Anfang der Stunde 10 Minuten gejoggt und gehüpft. Alle waren begeistert. Ende der 1990er verschwanden die Trampoline dann, da aufgrund der großen Pilates Geräte schlicht der Platz fehlte.
Und nun? Seit einem Jahr hüpfen wir alle wieder. Neue Trampoline wurden angeschafft, da die positive Wirkung auf das „Bindegewebe“ wieder in und vor allem jetzt in der Verbindung mit Pilates Training perfekt ist!
Faszination Faszien
Unter dem Stichpunkt „Faszien-Training“ gibt es aktuell diverse Artikel in den Medien. Man könnte fast vermuten, es handele sich um eine neue Trainingsmethode. Das stimmt nicht ganz: Neu ist zu wissen, dass das Bindegewebe sehr viel wichtige Aufgaben erfüllt und es kein Schattendasein mehr führen sollte. Heute sieht man das Fasziennetzwerk als eigenes Sinnesorgan und als Informationssystem mit Rezeptoren und Sensoren an, die permanent Auskunft geben und unsere Motorik steuern. Sie stabilisieren den Körper, geben – vor allem wenn man an die lumbale Faszie denkt – dem Rücken entscheidenden Halt und sind an jeder Bewegung beteiligt.
Faszien sind flexibel miteinander verbunden und sowohl oberflächig wie auch in einer tiefen Schicht des Körpers zu finden. Zu ihren Aufgaben gehört es, Schmerzen zu erkennen und zu melden während sie gleichzeitig schützend jeden einzelnen Muskel, jedes Organ, jeden Knochen und unsere Nerven umhüllen und Kräfte übertragen. Wenn das Fasziengewebe unter Spannung gerät und gestört wird, sei es durch Fehlbelastungen, einseitige Bewegung oder Stress, wird man steifer und unelastischer. Oft verspürt man Schmerzen. Es steigt die Verletzungsgefahr und Entzündungsstoffe werden ausgeschüttet.
Damit unser Körper optimal funktioniert, benötigen wir daher neben Ausdauer, Beweglichkeit und Muskelkraft zudem auch ein elastisches Bindegewebe, das, wie Dr. Robert Schleip sagt, „formt, bewegt, kommuniziert und versorgt.“ Da wir nur ein einziges Fasziengewebe haben, buchstäblich vom Scheitel bis zur Sohle, sollten wir dem etwas mehr Aufmerksamkeit schenken, als wir es bisher getan haben.
Pilates ist Faszien-Training
Pilates ist ein perfektes Präventionsprogramm. Besonders mit speziellen Geräten, die für das Pilates-Training entwickelt wurden, wird Pilates erfolgreich in der Rehabilitation bzw. der Therapie (übrigens auch unter dem Gesichtspunkt Fasziengesundheit!) eingesetzt. Ein- bis zweimal pro Woche zu trainieren ist sogar ausreichend.
Selbst Faszienexperte Dr. Robert Schleip vermutet in seinem Buch „Faszien Fitness“, dass Joseph Pilates „intuitiv die Beteiligung der Faszien und der Faszienzugbahnen begriff.“ Bereits 1945 beschrieb Joseph Pilates als ein Ziel seiner Contrology-Methode den ganzen Körper zu betrachten, damit der Körper „so geschmeidig wird, wie der einer Katze, und nicht so muskulös wie der eines Brauereipferdes“.
Der vollständige Fachartikel von Verena Geweniger ist erschienen im Magazin Trainer, Ausgabe 03/2015.